Schloss-Open in Werther: Man könnte viel berichten!

Wer zählt die Spieler, nennt die Namen,
die schachlich hier zusammenkamen?

(Friedrich von Schiller über das 2.Werther Schloss-Open 1793)

Vieles könnte man erzählen vom Schloss-Open 2023 im westfälischen Werther! Ostwestfalen, reich an namhaften Städten und noch reicher an Schachtradition, auch GM und Europameister Matthias Blübaum und sein langjähriger (Werder-) Trainer FM Matthias Krallmann kommen von hier.
Ostwestfalen besticht durch zahlreiche Orte, von denen man immer schon mal gehört hat. Kaum aber ahnte man als argloser außerwestfälischer Betrachter, dass sie alle so nahe beieinanderliegen: in der Mitte das geheimnisvolle Bielefeld als Kraftzentrum, rechts daneben Detmold, rechts darunter Paderborn.

Oberhalb Bielefelds hingegen hat sich dereinst Herford angesiedelt, irgendwo dort auch Bünde, Löhne, Enger-Spenge, Lübbecke, Lippstadt, Gütersloh, na klar, und Preußisch-Oldendorf – Du nennst die Namen. Und links von Bielefeld, etwas darüber – das liebliche Örtchen Werther!


Entdecke Ostwestfalen!  (aus: Wanderführer Ostwestfalen, Detmold 2022)

Wir könnten hier erzählen vom bezaubernden Wertheraner Schloss-Open, welches schon seit vier Jahre ruhen musste, denn durch Corona lag auch in Ostwestfalen für Monate und Jahre alles Sportliche auf Eis. Nun aber, 2023, wurden die Meister vom SK Werther  1949 e.V. wieder zusammengetrommelt für ein A-, ein B-, ein C- sowie ein D-Open, alles unter der schachschiedsrichterlich stets versierten Leitung von Dirk Husemann. Und voll! wurde es im Wertheraner Schloss.

Niemand musste zudem Sorgen haben, aufgrund maßloser schachlicher Spielleidenschaft die erste schönen Sonnentage zu verpassen. Denn es hat wohltuend geregnet an den ersten drei Turniertagen, mit grauem Himmel, Niederschlag, und einem Wetter, ganz wie wir es lieben in der Schachszene. Drin gesessen, nichts verpasst – alles solide gut am Brett.


Beste Spielbedingungen in Werther

Auch würden wir ja berichten vom splendiden Kuchenbüffet mit integrierter Käsebrötchentheke und reichlich Kaffee, die dem hungrigen Schachpilgerer in langen Turnierrunden Trost und Stärkung bot.
Hier erfuhr man auch als Erstes, wie die Bundesliga-Spiele liefen – im Fußball, nicht im Schach (!), die Spielstände wurden alsbald auf einer Kreidetafel vermeldet. So sorgt man füreinander, in Ostwestfalen.

Erwähnen würden wir bei Gelegenheit beinahe auch die etwas fordernden Anstoßzeiten, die mit einiger Komplexität über die Tage verstreut waren:

Runde 1: Donnerstag, 17:30 Uhr

Runde 2: Freitag, 11:00 Uhr

Runde 3: Freitag, 17:30 Uhr

Runde 4: Sonnabend, 10:00 Uhr

Runde 5: Sonnabend, 16:00 Uhr

Runde 6: Sonntag, 09:00 Uhr

Runde 7: Sonntag, 15:00 Uhr

Gar nicht so einfach, hier gepflegt den Überblick zu behalten, und nicht aus Versehen die eine oder andere Stunde zu früh anzurücken. Oder zu spät?

Jedenfalls, wenn man dann noch die Zeitumstellung berücksichtigt, wegen der man erst wenige Tage zuvor die Uhr um eine Stunde nach vorne gedreht hatte – dann wurde das Ganze schon recht anspruchsvoll. Und frühstücken musste man ja auch noch, am Freitag am Besten vor 11 Uhr, am Sonntag lieber schon früher.

Wer bei diesem Setting dennoch verlässlich seine Punkte am Brett einspielte – Hut ab! Das bekam allerdings nicht jeder so gut hin.


Letzte Runde (Beginn 15 Uhr), Winkler – Steffensen. Stehe ich gut?

Jedenfalls entschloss ich mich zu 1…Sh5!, um nach 2.Dxe7, Sxe7 das schöne Feld f4 zu besetzen – ab und an muss man ja auch mal positionell spielen. Überraschend für mich folgte jedoch 3.Td7!, und Weiß räumt die siebte Reihe ab. Massiv. Nur mit viel Glück log ich mich noch heraus zu einem Remis.

Und gerne würden wir abschließend vielleicht auch einen Satz erfinden, in dem es um Jonas Freiberger ginge, den ostwestfälischen Haudegen in den Reihen des SK Werther.

Jonas Freibeuter Freiberger vereint in seiner Schachkunst alles, was man von einem Gegner nur befürchten kann – er spielt offensiv, unerschrocken, unkonventionell, kreativ in jeder Phase der Partie, taktisch versiert, und immer mit Druck, Druck, Druck auf den Gegner, bis wirklich auch die letzten Bauern und Figuren abgetauscht sind.

Stehen nur noch die beiden Könige auf dem Brett, erhält man gegen Jonas möglicherweise ein Remis, doch selbst in so einem Fall würde er vor Friedensschluss sicher erst noch einmal genauer hingucken. Eine Freude!

Vom Nebenbrett kiebitzend, sah ich bei ihm nach längerer Zeit auch die sensationelle St.George- Eröffnung 1.e2-e4, a7-a6! 2.d2-d4, b7-b5! auf dem Brett, ganz im Sinne von Michael Basman.  Ich spiele das auch, wir sind da Seelenverwandte, und es hat Spaß gemacht, Jonas‘ Manöver mit unter anderem h7-h6, g7-g5, Sc6-a5 und allerlei Gewerke mehr zu verfolgen!


Jonas Freiberger spielt (auch) St. George!


LANGE Massage, und dann ein schöner Punkt: Tim Fuhlrott – Jonas Freibauer Freiberger, Werther 2023

All dies könnten wir kundtun! Tun wir aber nicht, denn reichlich inspirierender und konkreter informiert ja bereits Ekkehard Hufendiek über das große Turnier!
Auf der Webseite des SK Werther erfahren wir von Ekkehard manch feines Detail zum Turnierverlauf, und er rundet alles ab mit zahlreichen sehenswerten Fotos (bei denen selbst ich dabei bin).
Wir sagen: Absolut lesenswert, schaut es Euch an!


Ekkehard Hufenagel berichtet aus erster Hand

Und Ihr Leserinnen und Leser, verharret alsdann sogleich auf der Wertheraner Seite!

Denn die zahlreichen Artikel rund um die Abenteuer des SK Werther im Ostwestfälischen and beyond – sie sind ein Kulturschatz erster Kajüte, viele davon aus der Hand von ehu, Ekkehard Hufendiek, der bei seinem Blick auf teils absurde Rahmenbedingungen,  Kamener Toiletten, Pokalrunden in Brackwede, ins Brett gestarrte Löcher und Radtouren bis hinauf nach Kiel mit viel Freude vom Schach berichtet. (Und hey, Kieler Open vor zwei Jahren? Da war ich ja auch!)

Ich habe mich an einem Abend nach der Turnierrunde (Beginn 16 Uhr) und vor der Runde am kommenden Morgen (Beginn 09 Uhr!) durch die Vereinsseiten des SK Werther gelesen und sehr amüsiert. Da ich beim Open morgens (Beginn 10 Uhr) sehr schnöde gegen IM Ferenc Langheinrich verloren hatte, heiterten mich die hübschen Texte, Fotos, Videos und Skizzen aus dem Leben einer Schachspielertruppe wieder auf. Chapeau, Ekkehard Hufendiek!


Und sage niemand, Schachspielen wäre ungefährlich

Artikel Turnierbericht beim SK Werther

Schlussrunde am Spitzenbrett: Bogdan Bilovil – Jasper Holtel

Ergebnisse bei Chess-Results

Schachabteilung SV Werther Bremen

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Vokabeltrainer Ostwestfälisch – Folge 4: Inne Dutten

Olaf Steffens

FIDE-Meister seit 1997, seit 2007 Spieler für Werder Bremen in der Zweiten Bundesliga, Oberliga und Landesliga. Größte Erfolge: Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, Bremer Pokalsieger 2013! Größte Misserfolge: Werd´ ich hier lieber nicht sagen! Diplom-Handelslehrer, ich unterrichte an einer Bremer Berufsschule Englisch, Buchführung und Wirtschaft. Lest weiter hier: https://veganeschachkatzen.de/ueber-mich/

Und sonst so?

Gukesh zieht es durch

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Guckt mal – Man of the Match!

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Frohe Ostern!

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Wie es beim Schloß-Open war?

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  • Holger Hebbinghaus on Guckt mal – Man of the Match!: “Ich finde den Titel des „Man of the match“ ja durchaus angemessen, aber dass Stephan dich schon zu den Oldies…Apr 20, 14:33
  • Olaf Steffens on Wie es beim Schloß-Open war?: “Mit der D-Gruppe? Dazu ist alles schon gesagt – schaue bitte hier in den Kommentaren: https://www.chess-international.com/?p=86783 Alles regulär, und alles…Apr 10, 17:51
  • kiebitzer on Wie es beim Schloß-Open war?: “und was war es mit dem D grouppe?Na…………………………………?Apr 10, 17:20

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