Es wird Zeit: Veganes Catering für alle

Ein Gastbeitrag von FM David Höffer, Hannoverscher SK Lister Turm

Vorab: Die zentrale Bundesligarunde in Viernheim war ein toll organisiertes Event, die unzähligen Stunden an ehrenamtlicher Arbeit, die die Vereinsmitglieder in die Verwirklichung gesteckt haben, kann man nicht hoch genug bewerten.
Am Beispiel dieses Events einen Teilaspekt zu kritisieren, soll die Organisation der Zentralrunde nicht als Ganzes herabsetzen. Außerdem ist dies natürlich kein Problem, das nur beim Schach besteht. Es besteht auch bei fast jedem Hotelfrühstücksbuffet und bei anderen Events und Meetings, die Essbares für die Teilnehmer:innen anbieten.

In der Bundesliga (und auch in der 2. Liga) gibt es üblicherweise ein mehr oder weniger ausgeprägtes Catering für die Spieler (und Spielerinnen, aber die gibt es in der offenen Bundesliga eher selten) und Funktionäre. Dies ist durch die Turnierordnung der SBL vorgeschrieben:

Während der Wettkämpfe sind für Spieler und Schiedsrichter kostenlos nichtalkoholische Getränke und kleine Speisen im Spielsaal oder in einem Vorraum anzubieten.“

Da diese Speisen nicht weiter beschrieben sind, ist die Spannbreite groß. In Kirchweyhe hatten wir vor allem Brezeln und Schokoriegel zur Auswahl, in Dresden wurden hingegen viele offensichtlich von kundigen Händen zubereitete Speisen angeboten.

Allen gemeinsam war aber: Ein gleichwertiges veganes Angebot gab es nicht, insbesondere die üblicherweise als Hauptverpflegung angebotenen belegten Brötchen waren ausschließlich mit nicht-veganen Lebensmitteln belegt.


Die Grundstellung des Veganen Schachs (Foto: OSt)

In Viernheim habe ich mal ungefähr gezählt: Die Platten waren mit ca. 1/3 Käsebrötchen und 2/3 Wurstbrötchen angerichtet. Nach einiger Zeit zeigte sich, dass dieses Verhältnis den Geschmack der Spieler nicht ganz traf: Alle Käsebrötchen waren weg, Wurstbrötchen noch sicherlich die Hälfte übrig, nun hatten also nicht nur Veganer, sondern auch Vegetarier keine Brötchen mehr zur Verfügung.
Ein von mir darauf angesprochener Schiedsrichter wollte sich darum kümmern (er war Vegetarier), doch Nachschub war anscheinend ohnehin nicht vorgesehen (was ok ist, es ist ja gerade aus Nachhaltigkeitsgründen zu begrüßen, wenn ein Buffet am Ende relativ leer ist).

In Viernheim gab es auch ein weiteres Buffet, das auch für Zuschauer offen war. Hier fragte ich sicherheitshalber nach „Etwas Veganes haben sie nicht?“ und bekam die Antwort „Dieser Spieß ist vegan, da ist nur Käse drin.“ Hm.

Vegane Aufstriche und Aufschnitte sind heutzutage nicht gerade schwer zu finden, es gibt sie in so ziemlich allen Geschmacksrichtungen, sowohl als Imitate von Fleisch- und Milchprodukten, als auch als eigene vegane Kreationen.
Schwierig wäre es also nicht, auch vegane Alternativen anzubieten, ist es Gedankenlosigkeit? Angesichts der durchaus verschiedenen Formen von Wurst und Käse am Buffet kann es eigentlich nicht daran liegen, dass es zu kompliziert erscheint, mehrere Beläge anzubieten.

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Eröffnung des Werder Bremen Jubiläumsturniers 2024 – mit einigen (selbstgeschmierten) veganen Alternativen am Büffet 

Vegane Alternativen wären das Minimum, um niemanden auszuschließen. Vielleicht würde sich dabei ja auch zeigen, dass sie auch von Vegetariern oder omnivor lebenden Menschen mal dem Käsebrötchen vorgezogen werden. Wirklich erfreulich wäre aber die einfache folgende Lösung: Beim Catering für Mannschaftskämpfe oder Schachturniere werden belegte Brötchen ausschließlich mit veganen Aufstrichen/Aufschnitten angeboten. Damit muss niemand nachfragen, alles ist klar, es ist übrigens sogar alles koscher und halal, so dass man auch keine zusätzliche Rücksicht auf religiöse Fragen nehmen muss.

Und das nicht in erster Linie, um den zwei anwesenden Veganern einen Gefallen zu tun, sondern vor allem aus der Verantwortung, bei so einer großen Veranstaltung ein etwas größeres Rad drehen zu können als am heimischen Herd. Als Veranstaltung etwas für Tier- und vor allem Klimaschutz tun zu können (wenn die Veranstaltung schon voraussetzt, dass viele der Teilnehmer extra per Flugzeug anreisen).
Gerade in puncto Klimaschutz ist übrigens die vegetarische Lösung Käse nicht die beste Lösung, da die Milchviehhaltung viele klimaschädliche Gase produziert. Und um vielleicht dem einen oder anderen die Berührungsängste zu nehmen, die anwesenden Kinder und Jugendlichen nicht weiter darauf zu konditionieren, dass Brötchen „normalerweise“ mit Wurst oder Käse belegt werden müssen.

JA SPINNT DENN DER TOTAL?! WILL DER UNS DAS FLEISCH VERBIETEN UND VORSCHREIBEN, WAS WIR ESSEN SOLLEN?!??!?!?!???!?!?!!!1111111elf

So oder ähnlich werden einige an dieser Stelle wohl reagieren. Mindestens ein „Das ist nun doch übertrieben“ werden viele gedacht haben. Aber wieso eigentlich? Niemand verbietet dabei jemandem etwas. Auch bei der Policy von Viernheim wird mir ja kein veganes Essen verboten, es wird nur nicht angeboten. Vorgeschrieben, was man kostenlos essen darf, wird hingegen tatsächlich. In jedem Fall.


Kaffee – zum Glück – geht auch am Veganen Schachbüffet (Foto: OSt)

Bei keinem der angebotenen Caterings wurde Pizza angeboten, es gab nirgends Steak, nirgends Kartoffeln, Nudeln oder Reis (obwohl das nachweislich ziemlich viele Leute gern und häufig essen), nirgends Mousse au Chocolat, an Getränken gab es nur Apfel-, aber keine Maracujaschorle… Diese Aufzählung mag zeigen, wie unsinnig die Forderung ist, dass unbedingt Fleisch angeboten werden müsste, weil manche Leute das lieber essen. Eine Einschränkung des Angebots findet immer und überall automatisch statt, das regt aber nie jemanden auf, außer wenn es eben kein Fleisch bzw. keine Tierprodukte gibt.

Auch aus gesundheitlicher Verantwortung wäre das übrigens naheliegend. Die meisten Fleischesser essen ja zu Hause, im Restaurant, im Hotel schon deutlich genug Fleisch und Wurst.

Der wirklich nicht im Verdacht grüner Umtriebe stehende Verein DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.) empfiehlt 0 – 300g Fleisch pro Woche, auch die WHO geht mit klaren Belegen davon aus, dass zu viel Fleisch ungesund ist. Das darf natürlich jede:r für sich selbst komplett missachten, aber vielleicht hätten viele auch lieber deswegen nicht noch zwischendurch zusätzlich Wurstbrötchen gegessen (nehmen es dann aber, wenn es eben da ist).

Jedenfalls sind zusätzliche Tierprodukte in so einem Buffet für keinen der Spieler notwendig, um eine ausgewogene Ernährung zu erreichen, selbst wenn man diese so wie DGE und WHO inklusive (überschaubarer Mengen von) Tierprodukten definiert. Und auch wenn z.B. einige vegane Wurstalternativen durch das enthaltene Carragen nicht unbedingt am oberen Ende der gesunden Lebensmittel anzusiedeln sind, sind beispielsweise die nicht imitierenden Aufstriche von Zwergenwiese und ähnlichen Herstellern in erster Linie Gemüse mit Sonnenblumenkernen o.ä.

Also, liebe Bundesligavereine (auch mein eigener, der ja noch eine halbe Zentralrunde ausrichtet), liebe Turnierveranstalter:

Traut euch, mal etwas zu ändern und einen nicht ins Geld gehenden, nicht die sportlichen Chancen schmälernden Schritt für den Klimaschutz zu machen!

Bietet euer Catering in Zukunft vegan an, entweder ganz wortlos und ohne große Diskussionen, oder offensiv als Aushängeschild mit den üblichen Nebenwirkungen.

.


FM David Höffer vom HSK Lister Turm, hartnäckiger Bundesligist,
bestechender Monatsblitzer und Norddeutscher Vize-Blitzmeister (Foto: OSt)

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FIDE-Meister seit 1997, seit 2007 Spieler für Werder Bremen in der Zweiten Bundesliga, Oberliga und Landesliga. Größte Erfolge: Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, Bremer Pokalsieger 2013! Größte Misserfolge: Werd´ ich hier lieber nicht sagen! Diplom-Handelslehrer, ich unterrichte an einer Bremer Berufsschule Englisch, Buchführung und Wirtschaft. Lest weiter hier: https://veganeschachkatzen.de/ueber-mich/

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9 Comments

  1. Und übrigens: Laut Umfragen möchten 70% der Menschen in Deutschland die Massentierhaltung gern abschaffen. Sie schaffen es zwar gleichzeitig nicht, ihren eigenen Konsum entsprechend anzupassen, aber an den größeren Rädchen zu drehen, wäre daher sicher durchaus mehrheitsfähig und nicht die Forderung einer kleinen Minderheit, insbesondere nicht nur die von Menschen, die selbst vegan leben.

  2. Ich empfehle, noch mal den Text zu lesen. Es geht mir explizit nicht in erster Linie darum, jemandem sein Lieblingsessen zu liefern (wenn überhaupt darum, etwas anzubieten, was alle essen können), sondern um Klimaschutz. Der allen nützt, nicht nur Veganer*innen, die tun nur mehr dafür.

  3. Ideologisch durchtränkte Scheiße. Jetzt leider auch im Schach.
    Selbst ChessBase veröffentlich das. Fehlt nur noch der „Kampf gegen Rechts“.

  4. Das ist wieder typisch. Ob die Bundesliga ein Angebot für die 2% vegane Bevölkerung machen muss, darüber kann man streiten. Aber der Artikel schwenkt schnell ins Missionarische um. zu dem Veganer sich berufen fühlen. Plötzlich geht es darum dem Rest der Welt (98%) das zu verbieten, was sie essen wollen. Und ab dieser Stelle wird es unverschämt.

    • Danke für die Post! Wo aber wird denn dem Rest der Welt in dem Artikel etwas verboten?
      Und falls tatsächlich missionarisch: es ist ja für eine gute Sache, Umweltschutz, Klimarettung. Hilft uns am Ende ja allen.

      • Und an den Missionar in Dir: Wenn Du einer Katze, die nichts anders tut als das was die Welt seit ;Millionen von Jahren zur heutigen geformt hat klarmachst dass sie freiwillig nur noch Gras fressen soll, dann darfst Du bei mir wieder anklopfen..

    • Wie schön, dass sich gleich jemand gefunden hat, der den prophezeiten Aufschrei ausstieß. Leider reichte es wohl nicht dazu, die Argumente nachzuvollziehen, wieso hier niemandem verboten wird, zu essen, was man will. Sie dürfen das ja immer, es geht hier aber um die ANGEBOTSseite, die sich – selbst und freiwillig aus guten Gründen – beschränken sollte.

      Und auch dieses Argument noch mal anders aufgeschrieben: Wenn Ihre Argumentation richtig wäre, könnte ich doch mit dem gleichen Recht aufschreien: „Wieso wird mir ständig bei Bundesligakämpfen das Essen von Pizza und Pasta verboten?!“ Und wenn man nun antwortet: „Wird es doch gar nicht, du könntest dir Pizza mitbringen, sie hinterher essen.“, dann ist man soooo nah dran, das Argument zu verstehen.

      • Etwas nicht mehr anzubieten ist die Art der Grünen, der Gängler etwas zu verbieten. Pizza für ein wohl kaltes Büffet? Habe schon einmal bessere Argumente gehört. Die Anbieter liefern heute das was die Mehrheit essen möchte, bis auf die 2%, die so laut schreien als seien sie die Mehrheit.

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