Werder: Pokal-Aus in der ersten Runde! – Deizisau weiter
Wer hätte das gedacht – bei ihrem ersten Pokalauftritt seit langer Zeit unterlagen die grün-weißen Werdertigers einem jungen Nachwuchsteam aus Deizisau, einer teilweise unbekannten Stadt im bundesdeutschen Süden und verabschiedeten sich damit alsgleich wieder aus dem laufenden Wettbewerb.
Doch das ist ja auch der Sinn des Ganzen, nur einer kommt weiter in die nächste Runde, die anderen machen sich auf den langen Heimweg.
In unserem Fall auf einen 400 Kilometer weiten Heimweg sogar, alldieweil wir unser Spiel in Neuwied bei Koblenz am wunderschönen Rhein bestritten, und somit für die fünfstündige Pokalpartie teils bis zu 14 Stunden auf Achse waren. Heidewitzka!, kann man da nur sagen.
So ein Reisezeit zu Spieldauer – Verhältnis weckt Erinnerungen an so manches werderanisches Fußball- Abenteuer im UEFA- Pokal der Achtziger Jahre, mit Nebelspielen vielleicht bei Dnipro Dnipropetrowsk und langen Reisewegen 1992 gar bis nach Porto. Schön war die Zeit!
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So wurde es zwar für uns ein Knock-Out im allerersten Spiel, doch hatten wir diese erste Runde ohnehin nur mit Fortune als kurzfristiger Nachrücker erreicht.
Und besagte erste Runde war bereits das amtliche bundesdeutsche Achtelfinale, denn Thomas Wiedmann, Chef-Organisator des Deutschen Mannschaftspokals (DPMM), hatte unseren Club nach dem Rückzug der SF Bad Emstal-Wolfhagen als Bundesligisten nachnominiert, und uns so mit Warp– Power direkt in die letzten 16 der DPMM 2022 katapultiert!
Eine große Ehre, und eine Chance – wie würde es uns ergehen, so als kurzfristiger Quereinsteiger?
Aufgrund der schon recht vollen Spielpläne im Mai (Bundesliga, Zweite Liga, Werder Monatsblitz) konnte Pokalkapitän Christian Richter nicht auf alle bewährten Werder- Stammkräfte zurückgreifen, und nahm als Pokalligatoren schließlich seinen IM-Kollegen Gerlef Meins, den bereits in der Zweiten Liga Nord stark aufspielenden FM Hannes Ewert, und als strategische Reserve auch mich mit auf die Reise nach Neuwied.
Die Anfahrt mit dem Werdermobil gestaltete sich dabei durchaus abenteuerlich mit Starkregen und golfballgroßen Hagelkörnern auf dem Hinweg, sowie einer Autobahnsperrung auf der Reise zurück. Dadurch aber führte uns unsere Passage lange Bundesstraßenkilometer am Rhein entlang (ein sonniger Genuss bei Höchsttempo 70, ganz ohne Ironie) bis hin zum BayArena– Stadion zu Leverkusen – kulturelle Eindrücke auf der ganzen Linie also.
Hagelschäden im Neuwieder Hotel – Autodächer wurden auch verbeult
Das sportliche Wochenende bestritt neben dem ausrichtenden Zweitligisten SC Heimbach-Weis Neuwied auch der SC Empor Potsdam, welcher aber nur zu dritt anreiste und nach einem 0 : 4 gegen Neuwied gleich wieder kehrt- und sich auf den Rückweg empor ins Brandenburgische machen konnten.
Für die zweite Begegnung des Samstags wurden wir in einem etwas kuriosen Losverfahren mit dem Hecht im Neuwieder Pokalteich verkuppelt. SF Deizisau vs SV Werder hieß das große Los, und damit trafen wir im charmanten Neuwieder Vereinsheim auf die vier schwäbischen Großmeister Andreas Heimann, Dmitrij Kollars (Ex-Werderaner), Rustem Dautov und, als besondere Krönung, den bärenstarken Vincent Keymer am Spitzenbrett!
Die Schwabenpfeile in Aktion: Heimann – Ewert, Dautov – Steffens, Kollars – Richter und Keymer – Meins
Wir überließen es unserem Meister Meins, die Deizisauer Pokal-Nr.1 in Manndeckung zu nehmen. Dies gelang Gerlef gegen Vincents sizilianische Mároczy- Variante auch lange Zeit sehr gut, ehe die Partie dann kurz vor der Zeitkontrolle doch noch aus der Remisbreite kippte. Und das – Sensation- zu unseren Gunsten!
Eine Partie für die Vereins-Annalen – diesen Big Point gegen einen fürwahr großartigen Gegner verdiente sich Gerlef mit spielerischer Umsicht in jeder Spielphase, präzisem Kalkulieren und der ihm eigenen Coolness am Brett.
Auch in der Schlussphase ließ er keine Luft mehr in die Stellung und brachte seinen Mehrbauern souverän über die Ziellinie. Chapeau, Chapeau, Meister Meins!
Kurz vor 21….b7-b5: Vincent – Gerlef
Als Gerlef nach 5 Stunden gewonnen hatte, waren die anderen Partien leider bereits entschieden, mit einer aus hanseatischer Sicht überschaubaren Punktausbeute.
Christian hatte Dmitrij knifflige Fragen gestellt in einem ausgeglichenen Damengambit- Abspiel, in der kritischen Partiephase zeigte sich Dmitrij dann aber um den berühmten Schritt schneller auf dem Brett.
Hannes war mit Optimismus gegen Andreas Heimann slawische Verteidigung vorgegangen, doch zeigte sich, dass GM Andreas hier besser durchsah und in der Partie mehr und mehr das Kommando übernahm. Noch ein Punkt für die Schwabenpfeile also, und ein dritter folgte auf dem Fuß bzw. durch die Hand von GM Rustem Dautov.
Intensive Stunden für mich mit einem großen Spieler. Eine gemeinsame Analyse wurde mir bedauerlicherweise verwehrt, da mein Gegner es als respektlos empfand, dass ich mit einem Turm weniger nicht schon früher aufgegeben hatte.
Vielleicht hat er Recht, man kann das so sehen. Aber hey, ich hatte Freude an der Partie! Nach den Turbulenzen in den Zügen davor wollte ich einfach noch ein paar Figuren bewegen, dachte mir nichts dabei und gratulierte dann auch gerne zum abschließenden Matt.
Dautov indes fand das unpassend, und damit ich das jetzt lerne, fiel die Analyse eben flach.
Praktische Schachlektionen – gens una sumus, so heißt es ja. Und in der Familie, da muss man manchmal auch erzieherisch tätig werden, so ist das. Schade aber!
Mit dem 3:1 zog Deizisau ins Viertelfinale ein, welches sie gegen Neuwied in gutem Stil mit 3,5 :0,5 gewannen. Damit stehen sie unter den letzten Vieren, zusammen mit dem SC Viernheim, der OSG Baden-Baden, und dem SK Kirchweyhe aus einem teilweise unbekannten Ort im Bremer Umland. Wir wünschen viel Erfolg!
SV Werder unterwegs: Italienisches Essen bietet Trost auch nach Pokalniederlagen (v.l.n.r. Hannes Ewert, Gerlef Meins, Christian Richter, Olaf Steffens)
Und noch was Außerschachliches, man weiß ja nie:
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Im 26. oder 29. Zug wusste ich noch nicht, ob ich es ihm gönnen wollte – später war die Sache dann aber schon klarer 🙂
Eti-cat-te, gefällt mir in dieser Form, das Wort! Ich muss die Befragung erst noch durchführen, aber ich glaube, spielen, so lange es Spaß macht, kann auch aus Katzensicht nie ganz verkehrt sein.
Du hast doch Experten zum Thema Eti-cat-te im Haus – was sagen die denn zur Frage, ob du den richtigen Moment zur Aufgabe verpasst hast? (Ich finde ja, wenn man nicht direkt nach dem Turmverlust aufgeben will, dann wäre die angegebene Variante im 29. Zug [oder bereits 26…Sxg2] eine gute Option gewesen, dem Gegner das Matt zu gönnen.)