Kieler Open 94 – In den Fängen des Mittelfeldes
Es ist ja alles nicht so einfach, heute nicht, und früher ebenfalls nicht. Und damals, 1994, machten wir unsere Fehler noch fast ganz ohne Computerassistenz – man möge uns daher verzeihen, wenn der eine oder andere Bock vor allem in der Eröffnungsphase geschossen wurde. Es war eben alles nicht so ganz ohne beim Schach, auch damals schon.
Das Kieler Open 1994 begann ja mit einer flotten Doppelrunde am Sonnabend, großer Saal im Legienhof, dem alten Gewerkschaftshaus in der Innenstadt. Hier unter anderem begann 1918 die deutsche Revolution, Matrosen murrten, meuterten, bildeten Soldatenräte, die Welt drehte sich weg von Krieg und Kaiserreich hin zur Weimarer Republik. Und wenn die Revolution auch zu einem eher durchwachsenen Ende kam – der Legienhof stand als Versammlungsort mittendrin.
Zum Schachlichen: eine Doppelrunde war im Turniersaal auch am zweiten Tag angesetzt, am Sonntagmorgen eine Partie, nachmittags noch eine hinterher, bevor in der nachfolgenden Wochentagen dann nur noch am Abend gerungen wurde. Manche sind Spezialisten für doppelte Runden, punkten unverzagt und unentwegt, andere wackeln und lassen am Nachmittag unglücklich die Punkte – das mag der Kondition geschuldet sein, ärgerlich ist es allemal.
Mein day at the races begann mit einer Schwarzpartie gegen Arne Joppien.
So darf ein Sonntag gerne beginnen! Doch Doppelrunde war das Gebot, und so war noch lange nicht Feierabend! Mein alter Kumpel Jan-Marten Dey aus Husum und ich fanden sich uns als Gegner wieder – nicht ganz leicht, nachdem wir schon seit Jahren in vielen Blitzrunden uns beharkt hatten und sehr gut kannten. Von Jan hatte ich auch das verblüffend-schöne, extrem robuste und abenteuerliche 1.e2-e4, a7-a6! mit den Ideen von Michael Basman kennengelernt. Die fast unverwüstliche und ultra-dynamische St. George Verteidigung – eine prägende Erfahrung für mich, und ich spiele das eigentlich bis heute sehr gerne.
Hier aber hatte ich Weiß, und begann – mit der St. George Verteidigung im Anzug. So wie ebenfalls auch heute noch.
Tja, und das war es mit dem Traum von einem großartigen Turnierauftakt. Ich stand bei 2,5 aus 4, und musste nun hoffen, mich in den nächsten Runden noch aus den Fängen des Mittelfeldes nach oben zu arbeiten.
Bis dahin aber: Frustration, Enttäuschung, und wie immer die Frage, warum man sich das eigentlich alles antut, statt einfach nur am Falckensteiner Strand herumzuliegen. Ganz normale Gedanken also, die man bei einem Schachturnier eben so hat.
Lieber Holger,
das hast du glaube ich sogar selber in der Hand … sollten wir spielen, kannst Du mich gerne in den Zug „nach oben“ setzen :-). Ich baue auf Dich!
Wenn die Gegner gewinnen, entkommst du natürlich ebenfalls dem Mittelfeld, wenn auch mutmaßlich nicht in der gewünschten Richtung. 🙂
Hallo René,
vielen Dank für Deinen Gruß von der Küste!
Das mit dem Entkommen aus dem Mittelfeld ist eine wohlfeile Idee, leider nur erlauben das meine Gegner nicht so ohne Weiteres und gewinnen einfach lieber selber. Mal gucken.
Ein schöner Artikel! Das KIOP 2021 findet dieses Jahr wieder statt vom 24.7. bis 30.7.2021.
Daher viel Erfolg (und Spass) dieses Jahr,. Vielleicht klappt es diesmal aus den Fängen des Mittelfeldes zu entkommen :-). Ich drücke die Daumen.
Viele Grüße
René