La elite del ajedrez mundial en Bilbao

In unserer beliebten Serie „Ischa schon ein bisschen her“ blenden wir heute ein weiteres Mal furchtlos zurück in das Jahr 2014. Vor zehn Jahren erschien unser Bericht zum großen europäischen Pokal der Vereine.

Mit am Start damals in Bilbao neben dem jungen Weltmeister Magnus Carlsen auch wir Werderaners – wir hatten eine aufregende Zeit mit der Weltelite!
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Hier der schachhistorische Zwischenbericht zum ECC in Bilbao, vom 16.September 2014. Und – Zufall oder Absicht? – in dieser Woche, an diesem Wochenende startet in Serbien der Europapokal 2024. Das trifft sich doch gut!
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La elite del ajedrez mundial en Bilbao

Europapokal in Bilbao, Grand Slam Finale in Bilbao, gutes Wetter in Bilbao – was soll man sagen, so viele Eindrücke!

Die besten Spieler der Welt sind zu sehen im Euskalduna Jauregia, dem großen Turniergebäude am Fluss, man sieht Topalov, Shirov, den großartigen Morosevich, den meisterlichen Caruana, dazu noch Anand, Aronian, Karjakin, alle, alle sind mit im Saal und zeigen, was sie können, ringen miteinander um Feinheiten und die beste, genaueste Idee, bei der aber bis zum Ende nie ganz klar ist, ob sie gelingen wird, denn auch die Gegner sind ja Könner und setzen alles daran, mit viel Energie und trickreichen Wendungen noch Widerstand und für die eigene Mannschaft noch einen wichtigen halben Punkt zu erkämpfen.

Soviel Schach auf einmal, und die besten Spieler des Planeten sind gleich nebenan, gleich neben uns, dem Schachvolk, die wir uns auch mühen, aber dann doch nicht so viel verstehen und immer wieder die falschen Züge machen, traurig aber wahr!

So ist es also beim Europapokal der Mannschaften, hola companeros, über vierzig Mannschaften aus ganz Europa sind zusammengekommen, Norweger, Russen, Italiener, Iren, ein buntes schönes Bild, und mittendrin auch vier Vereine aus Deutschland:


Das Europapokalturnier ist auch in diesem Jahr wieder sehr international

Schachfreunde Berlin: sie mussten leider auf Ilja Schneider verzichten und hatten es dadurch natürlich schwer gegen SHSM Nashe Nasledie, eines der favorisierten russischen Über-Teams.

Doch immerhin und sehr respektabel, Rainer Polzin schlug Evgenij Najer, und Arnd Lauber remisierte gegen Aleksey Dreev, und ähnlich aufregend war wohl auch der Berliner Kampf in Runde zwei gegen Bronshoj Skakforening, bei dem sich beide Mannschaften am Ende auf ein 3 : 3 einigten.
(Leider gibt es keine Partien bislang, die man zeigen könnte – Dennes Abel wies aber auf die spektakuläre und meinem Eindruck nach beinahe illegale Stellung hin, die bei Arnd Lauber am ersten Brett gegen Thorbjorn Bromann nach 1.d2-d4, d7-d5, 2.Lc1-g5, f7-f6 und allgemeinen Verstrickungen entstand.)

Mülheim-Nord hatte einen etwas holprigen Start in den Wettbewerb, doch was soll man auch tun, wenn man gleich in der ersten Runde gegen die Grantham Sharks aus England ran muss – auf dem Papier vielleicht kein allzu dominanter Gegner, doch wie Engländer so sind, da wird gekämpft und mutig nach vorne gespielt, und so trat in dieser ersten Turnierrunde so ungefähr alles ein, was man sich so wohl nicht direkt gewünscht haben mag.
Nach einem Remis in Runde zwei treffen die Mülheimer heute auf den Cercle d’Echecs Fontainois und haben weiter alle Chancen auf einen guten Kampf.

Das Team aus dem Westen der Bundesliga ist in Bilbao ja nicht durchgängig mit Profis besetzt und verfolgt damit ebenso wie die SF Berlin und Werder Bremen einen eher basisdemokratischen Ansatz, bei dem auch Amateure des Vereins an die Bretter gehen. Das mag auf Kosten der Spielstärke gehen und, wie manche sagen, einem Europapokalturnier nicht angemessen sein, doch eigentlich ist es ehrenvoll, denn beim Schach heißt es ja „Gens Una Sumus“, und alle sollen mitspielen dürfen. Wer weiß, die Amateure von heute sind die Meister von morgen!

– Die SG Solingen präsentiert sich in schicken neuen, fast königsblauen Trikots, sportlich, sportlich, und auch ihre Aufstellung ist ambitioniert und gibt ihnen einen guten Stand im internationalen Feld. Markus Schäfer, Erster Vorsitzender des Bundesliga e.V., wird zufrieden sein, denn mit nunmehr vier satten Punkten wird Solingen heute gepaart gegen das gefährliche Odlar Yourdu aus Armenien. Hopp auf!

Werder Bremen, die offizielle Vertretung der norddeutschen Tiefebene, startete mit einem satten 5,5 – 0,5 gegen das russische Team von Ladya Kasan in den Wettbewerb, und surprise!, IM Gerlef Meins, das erste Werder-Brett, besiegte den Super-Großmeister Gata Kamsky!
Wir waren selber sehr beeindruckt von unserem schönen Erfolg, doch schade, schade, am Abend schon erfuhren wir, dass alles nur ein Übertragungsfehler im Netz gewesen war, alle Partien und Bretter bei uns falsch zugeordnet wurden in unserer ersten Runde, und wir tatsächlich hoch mit 0,5 – 5,5 untergegangen waren.

Bedauerlich, doch wir versuchten, damit zu leben. Als Werderaner und Fußballfreunde gehen wir durch die Erfahrungen der letzten Jahre ja bereits professionell mit Niederlagen um, auch mit hohen!


Werderzwo in Bilbao – Matthias Krallmann, Joachim Asendorf, Stephan Buchal, Semjon Bart,
Gerlef Meins, Sascha Pollmann, Olaf Steffens

 

Der gestrige Tag machte uns dann näher bekannt mit dem Cercle d`Échecs de Monte Carlo, ungefähr gleich stark wie wir, und zum Beginn der Runde nur zu dritt an den Brettern! Bei Null Toleranz hätte das um 15 Uhr schon die frühe und halbwegs beruhigende 3 : 0  Führung für uns bedeuten können, doch auch wenn der Schiedsrichter die drei monegassischen Nachzügler zunächst nullte, schafften sie es doch, ihre Uhren noch in Gang zu setzen – offenbar hatten sie bis zum Rundenbeginn noch lange mit dem Hauptschiedsrichter über eine leicht fehlerhaft dargestellte Mannschaftsaufstellung im Internet diskutiert, und von diesem dabei auch die Erlaubnis erhalten, noch nachträglich zur Partie zu erscheinen.

Irritierend war das ganze Hin und Her dennoch, zumindest für unsere drei Spieler Gerlef Meins, Matthias Krallmann und Semjon Bart.


Sascha Pollmann: Live-Bilder vom Europapokal!

Der sehr intensive Mannschaftskampf endete am Ende mit einem 4 : 2 für Bremen – damit gewann Werder nach dem schönen Fußball-Finalsieg 1992 im Europapokal der Pokalsieger ein weiteres Mal mit zwei Toren Vorsprung gegen Monaco!

Einen großen Anteil daran hatte diesmal Joachim Asendorf, Teil des Bremer Kreisels, der grün-weißen FM-Mittelachse – FIDE-Meister Asendorf hielt eine schwerblütige, tiefstrategische Partie gegen GM Efimov lange gekonnt im Lot, verwickelte im richtigen Augenblick mit subtilen Ideen, und konterte den Großmeister am Ende mit einem versteckten Trick gelungen aus. Glückwunsch, Joachim!


FM Joachim Asendorf – mit Weiß und Schwarz ein gefährlicher Gegner

Werder spielt heute gegen den aus weiter Ferne angereisten Huginn Chessclub aus Island. Die Übertragungen der Partien live funktionieren vielleicht nicht immer ganz reibungslos auf der Turnierseite, ich weiß es nicht, und leider sind auch die pgn-Dateien mit den einzelnen Spielen nicht gut zu finden, sollte es bereits welche geben.

Sonst aber, sonst aber ist alles großartig organisiert, und vor allem gibt es Kaffee satt für alle Spieler, den freundliche Voluntarios dem Gast einfüllen und mit Milch und Zucker ergänzen. Sehr sehr nett – Daumen hoch für die spanischen Ausrichter, die alles im Hintergrund arrangieren, ihre Zeit spendieren für Organisation, Aufbau, Ablauf, Verkabelung der Bretter und was es nicht alles noch mehr gibt auf einem Mammut-Ereignis dieser Art.

Grüße aus Bilbao!

Vorbericht zum Europapokal 2014

Europapokal 2024 (!) in Serbien

Olaf Steffens

FIDE-Meister seit 1997, seit 2007 Spieler für Werder Bremen in der Zweiten Bundesliga, Oberliga und Landesliga. Größte Erfolge: Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, Bremer Pokalsieger 2013! Größte Misserfolge: Werd´ ich hier lieber nicht sagen! Diplom-Handelslehrer, ich unterrichte an einer Bremer Berufsschule Englisch, Buchführung und Wirtschaft. Lest weiter hier: https://veganeschachkatzen.de/ueber-mich/

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2 Comments

  1. Hi Schachmeister Holger,

    da sagst Du was – Logabirum, unser altes Trauma, unser Werder-Glück, dass sie in Serbien nicht dabei sind. Wer sollte Werder nun noch stoppen können?
    Und der unglaublich starke Olaf Steffens … ja, hm, öhm, hat diesmal verzichtet, der Jugend eine Chance geben und so. Du kennst das ja. 🙂

  2. Logabirum ist (anders als in zwei Wochen beim Sparkassen-Open in Leer) beim Europapokal nicht dabei, dann ist Werder wohl kaum zu stoppen (allenfalls durch die Tatsache, dass der unglaublich starke Olaf Steffens offenbar ebenfalls nicht mitspielt) 🙂

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