Ein Bild und seine Geschichte
Kritische Fragen sind uns ja immer willkommen, solange sie – natürlich – nicht allzu kritisch sind. Eine solche Frage erreichte das Welthauptquartier unserer Redaktion vor Kurzem in Gestalt eines Kommentars von Umumba, dem einen oder anderen bekannt aus dem einen oder anderen Bericht hier in unserem kleinen Blog.
Es ging dabei um das folgende Foto:
Rote Katze – Schwarze Katze (Foto: Hausmarke)
Dieses Bild entstand vor einigen Jahren, ungestellt, und zeigt eine Szene aus einem hausinternen Wettkampf zwischen zwei – wie sollte es auch anders sein – veganen Schachkatzen.
Umumba nun, kritisches Auge, kritischer Geist, stellte dazu die folgende Frage:
#1 Umumba 2020-10-19 23:41
Wieso durfte die rote Katze nur einen Zug ausführen? Oder hat sie 1.c3 und 2.c4 gespielt? Oder einen Springer oder gar die Dame vor und zurückgezogen? Spielen die beiden Katzen am Ende gar das von Malte Markert einst analysierte „Marseiller Schach“, bei der nach dem ersten weißen Zug jeweils zwei Züge gemacht werden dürfen?
Das ist eine sehr gute Frage, in der Tat. Wir danken!
Wie Recherchen ergaben, hatte die schwarze Katze mit Weiß 1.c2-c4 gespielt, die ehrwürdige Bremer Eröffnung. Die rote Katze antwortete darauf mit 1….b7- b6, was ja ein grundsolider Zug ist und wie für Katzen gemacht.
1…b6 – auch Großmeister spielten schon diesen Zug
Dann aber! Zeitzeugenberichten zufolge flog nun offenbar eine Maus oder eine Futterschale durchs Bild, jedenfalls mussten beide Spieler kurz weg, und setzten sich erst wenig später wieder ans Brett – nur leider in der Aufregung auf die falschen Plätze, jeder auf dem Platz des anderen. Nun sind Katzen ja durchaus territoriale Tiere, hier jedoch nahmen sie ganz revierfremd auf dem anderen Sessel Platz, die schwarze Katze nun links, die rote Katze nun rechts. Doch dies fiel niemandem auf.
Die schwarze Katze – bisher mit Weiß, nun mit Schwarz – wusste allerdings noch genau, dass sie vor der Unterbrechung am Zug gewesen war, denn den letzten Zug hatte mit 1…b7-b6 ja ihre Gegnerin gespielt.
„Also bin ich nun wieder dran, ist doch egal, mit welcher Farbe“ – und so spielte sie das ganz naheliegende 2…Lc8-a6 – der Blaubär, eine regional unter anderem aus dem Blitzschach bekannte Waffe.
Zwar ahnte die rote Katze, dass da was nicht stimmen kann – man sieht es an dem skeptischen „Das meinst Du doch wohl nicht ernst, oder?“- Blick, den sie auf die Gegenseite wirft.
Da nach einem guten Essen aber nur die allerwenigsten zu Stress und Streit aufgelegt sind, dachte sie nur ein kurzes Ei der Daus, um dann die Partie fortzusetzen. Und wie folgt zu gewinnen – wer findet den Gewinnzug?
Partiedarstellung mit Katzendank an Chessbase!
Noch beeindruckender als das Schachverständnis der Katzen finde ich die Tatsache, dass diese nach Mäusejagd oder Nahrungsaufnahme (oder beidem) ohne Ruhepause direkt ans Brett zurückgekehrt sind (oder ist die Geschichte an der Stelle etwas gestrafft worden, um die Geduld des Publikums nicht unnötig zu strapazieren?).
Viel Erfolg und gutes Gelingen den veganen Schachkatzen 🙂
Vielen Dank für die ausführliche Beantwortung der Frage! Standesgemäß hinterlasse ich direkt mal den ersten Kommentar hier im neuen Blog, dessen Veganität ich selbstverständlich sehr feiere (auch wenn die vegane Ernährung von Katzen sogar von einer überzeugten Veganerin im Freundeskreis als schwierig bis unmöglich eingeschätzt wurde). Welche Katze nun gerade auf schwarzer Seite saß, um Dxd5 zu spielen, habe ich zwar bei dem ganzen Hin und Her etwas aus den Augen verloren, aber sie wird es hoffentlich gesehen haben (außer, der Weg nach d2 anschließend wäre wieder zu lang).