Das Schweigen der Liga: KIR – SOL und MUL – DSK

Schon gehört? Die Bundesliga geht wieder los. Schach, Großmeister, Baden-Baden. Doch den heutigen Saisonauftakt mit vielen Superstars präsentiert die stärkste Liga der Welt eher verhalten und dösig.

Regulär starten die Runden ja erst am kommenden Wochenende, doch aus besonderem Grund wurde das Wochenende in Kirchweyhe um eine Woche nach vorne gezogen. Und DAS, liebe Leute, ist nicht nur irgendeine Runde, denn hier im Nordwesten rücken an:

– der SK Kirchweyhe

– die Solinger SG

– der SV Mülheim-Nord

– der Düsseldorfer SK (Aufsteiger)

Wir überlegen kurz – und dann sagen wir: WOW! Denn Düsseldorf, das ist doch das Düsseldorf mit den allerstärksten aller starken Schachstars, die kürzlich alle zusammen in der Zweiten Liga West auftauchten und ohne Probleme den Aufstieg in die Bundesliga eintüteten.

Düsseldorf, das sind Anish Giri und Gukesh, der WM-Finalist und – Team India! – frischgebackene Olympiasieger von Budapest.
Düsseldorf, das sind auch Nepo (wir schreiben lieber nicht Nepomnjaschtschi, weil das wäre zu kompliziert) und Vidit.
Ebenso wie Wesley So, Pragg und Jorden van Foreest. (Wir schreiben auch hier lieber nicht Praggnanandha, das wäre zu komplex.)

Düsseldorf, das ist leider aber auch … eine der etwas blasseren, etwas nüchterneren Webseiten der Schach-Bundesliga.

Alles, was man wissen will? DÜS hüllt sich zur Bundesliga in Schweigen (Quelle: www.duesseldorfer-schachklub.de)

So richtig Feuer und Leidenschaft für die Mannschaft und für unseren Sport strahlt diese Spieler-Auflistung von 1 bis 18 nicht aus. Ziele, Fotos, Anekdoten, wir suchen vergeblich. Vielleicht gibt es ja auch gar nichts, was da irgendwie erwähnenswert wäre? Kann aber nicht sein. Abgesehen davon ist der übrige, nicht-bundesligistische Teil der Düsseldorfer Webseite munter und ansprechend.

Zum Glück gibt es da ja aber noch den Ausrichter des großen Auftakt-Spektakels mit den besten Spielern des Planeten. Der intergalaktische SK Kirchweyhe , dessen Vorsitzender entdeckte, dass Schach eine verschlüsselte Zahlensprache kosmischen Ausmaßes ist, die zu entschlüsseln ihm gelungen ist. Voll krass, ey. Können wir da hoffen?

Leider nein. Oder kaum.

Kirchweyhe erzählt ein bisschen was von sich (Screenshot: Schachklubkirchweyhe.de)

Kirchweyhe verlinkt aber auch zur Bundesliga! (Screenshot: Schachklubkirchweyhe.de)

Wir wollen gerecht sein: natürlich findet man beim SK Kirchweyhe alle Informationen zum Bundesliga-Wochenende.

Man muss allerdings erst zum Schachbund-Ergebnisdienst klicken, und landet dort dann direkt bei der Runde 9 der neuen Saison. Von dort wandert man einfach weiter zu den Ansetzungen der ersten Runde (= von heute). Und wenn man dort schon einmal ist, ist es ein Kinderspiel, unter dem Reiter „Spiellokale“ auch noch den Spielort herauszutüfteln – denn irgendwo gibt es auch darüber einen gut versteckten Eintrag.

Öffentlichkeitsarbeit und Werbung eines (und Achtung!) Bundesligisten … mag man sich anders vorgestellt haben, so ganz klassisch gedacht. Warum gibt man Tausende, Zehntausende oder mehr EURO aus, um seine Spieler zu bezahlen, ihre Anreise zu finanzieren und noch deren Unterkunft – und bekommt es dann nicht auf die Reihe, dafür ein wenig Werbung zu machen, und mehr als eine Webseite, die selbst für spartanische Verhältnisse noch sehr knapp angelegt wäre?

Wir wollen es kurz machen:

– Alles nicht so dolle, liebe Kirchweyher, und liebe Düsseldorfer.

Als Starterpaket empfehlen wir Euch ein Verlinken zur Webseite der Schachbundesliga, so wie es auch mein Verein, der SV Werder, praktischerweise getan hat. Das wäre doch schon einmal ein (vorsichtiger) Start.
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– Indes … und oh nein! auch auf ebenjener Webseite der Bundesliga, www.schachbundesliga.de, schweigt die Liga zum heutigen Aufgalopp. Außer dem unten links in kryptischer Subversivität angedeuteten „28.09., 14:00 Uhr, KIR – SOL, MUL – DSK“ findet man dort nichts über die vorgezogene erste Runde und die anreisenden olympischen Sterne aus Düsseldorf.

Als Bremer denkt man bei „DSK“ ohnehin eher an den Delmenhorster SK. Und bei KIR an Kirgisien, vielleicht.

Alles gesagt. Sogar die Uhrzeit für den Ligaauftakt. (Schachbundesliga.de)

– Schade, schade. Auf der anderen Seite – warum soll man sich aufregen, denn klar, es gibt größere Probleme beim Schach. Und noch viel größere Probleme in der Welt. Artensterben, Hurricanes. Kriege, Bomben, rechte Extremisten. Bauern, die unsere Felder vergiften, Menschen, die Millionen Tiere quälen und jedes Jahr schlachten. Und dann, natürlich, auch noch die gute alte Klima k.a.t.a.s.t.r.o.p.h.e. (But who cares?)

Dennoch.

Dafür, dass die Bundesliga mal in Selbstverwaltung ihr Marketing in die eigene Hand nehmen wollte, vor Jahren schon – dafür sind die Ergebnisse bislang noch krass überschaubar. Es gab auch einmal den ehrenwerten Versuch einer Lizenzierung, nach der die sechzehn ehrenvollen Erstligisten im Zweifel keine Lizenz zum Mitspielen erhalten, wenn sie nicht minimale Mindeststandards für die Öffentlichkeitsarbeit und für den Breitensport und Jugendförderung einhalten. Diese Initiative hat aber noch keine Mehrheit finden können.

Und zumindest was die Öffentlichkeitsarbeit angeht, scheint der Weg noch lang.

Hier meine ungläubige Wanderung durch Kirchweyhe, Düsseldorf und die Schachbundesliga-Seite im VIDEO – es sind gut acht Minuten, und das mag sich nicht jeder antun wollen. Auch springt der Ton von Zeit zu Zeit. Aber wer weiß. Enjoy …

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Und hier ein Nachtrag, schon vor der Veröffentlichung:

Düsseldorf versucht es auf eigene Faust in Kirchweyhe, Indien ist nicht dabei. Doch es werden Weltstars zu sehen sein im Kirchweyher Schachschloss!

Hier sind die Paarungen, ab 12 Uhr immer auf der grundsoliden Ergebnisseite des Schachbundes: