Wahr oder Legende: Robert Hübner
Die wahre Schachlegende Robert Hübner hat heute diese Welt verlassen. Wie André Schulz bei Chessbase berichtet, verstarb der deutsche Großmeister am Morgen nach einer langen und sehr schweren Krankheit in einem Kölner Krankenhaus im Alter von 76 Jahren.
Wir Schachkatzen sind traurig.
Zwar kannte ich Robert Hübner nicht direkt persönlich. Indes, seit meiner Jugend ist er DIE Instanz gewesen im deutschen Schach, denn von allen starken deutschen Spielern war er unbestritten der Stärkste. Robert Hübner, unser Held – ihm gelang es in den 1980er Jahren mehrfach, in den Kandidatenturnieren zur Weltmeisterschaft weit vorzudringen und in Matches gegen Korchnoi und Smyslov nur jeweils knapp zu scheitern. Unglück! Einige sagten, seine Nerven wären stark gewesen, aber nicht stark genug für diese Duelle. Aber wer will das schon beurteilen?
Die Wikipedia über Robert Hübner
Der Altphilologe Hübner war, ist und bleibt eine Instanz, der mit den anderen ganz Großen des Weltschachs auf Augenhöhe stand. Er belegte 1980 hinter Karpov und Korchnoi den dritten Rang der Weltrangliste. Neben Wolfgang Unzicker, Wolfgang Uhlmann und Emanuel Lasker war er einer der sehr großen deutschen Spieler des 20. Jahrhunderts.
Heute ist Robert Hübner von uns gegangen. Wenn es in den letzten Jahren schachlich auch ruhiger geworden sein mag um ihn – vergessen werden wir ihn nicht! Rest in peace, lieber Robert. Oder auf Finnisch: Lepää rauhassa. Und auf Altgriechisch: ἀνάπαυσις ἐν εἰρήνῃ.
Der lesenswerte Nachruf bei Chessbase
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Hier ein kleiner Text aus dem Hause Schachkatzen – eine Anekdote über den mitunter wohl eigenwilligen Hübner. (Zuerst erschienen 2021)
Wahr oder Legende: Robert Hübner
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Das Not the British Chess Magazine von 1984, es erscheint nach eigenen Angaben alle 150 Jahre. Noch ist also etwas Zeit, ehe die nächste Ausgabe auf den Markt kommt. Vorbestellen lohnt. Denn in diesem wunderschönen Magazin wird Investigation noch ganz groß geschrieben – man findet aktuelle Recherchen zu Bobby Fischer, eine Einführung für das große WM-Match Karpov – Kasparov sowie einige Ausführungen zu vegetarischem Schach. Ergänzt wird dies unter anderem um einen historischen Blick auf die längste Fernpartie wohl aller Zeiten, begonnen zur Zeit der Kreuzzüge zwischen einem französischen und einem englischen Ritter – und weitergespielt über die Jahrhunderte bis heute. Der Postweg kann zäh und langsam sein, wir kennen das.
Eine Meldung neben anderen erregte nun meine Aufmerksamkeit, denn es geht dabei um Robert Hübner, Großmeister und Legende wie Jörg Hickl und Vincent Keymer. Das N.T.B.C.M. berichtet:
The fastest double default. Hubner and Rogoff were paired together on Board 1 for the World Students Team Championship, playing for West Germany and the USA respectively. Hubner had just finished an extremely long game and asked to be rested but his match captain would not agree. They first agreed an instant draw but the arbiter told them they must play a game of reasonable length. Now over 200 moves were played at breath-taking speed. As usual a 0-0 result.
Flott online übersetzt mit Dank an www.pons.de (das hätte sich 1984 so auch noch niemand vorstellen können):
Die schnellste doppelte Voreinstellung. Hubner und Rogoff waren zusammen an Board 1 für die World Students Team Championship, jeweils für Westdeutschland und die USA. Hübner hatte gerade ein extrem langes Spiel beendet und bat darum, ausgeruht zu werden, aber sein Match-Kapitän wollte nicht zustimmen. Sie stimmten zunächst einem sofortigen Unentschieden zu, aber der Schiedsrichter sagte ihnen, sie müssten ein Spiel von angemessener Länge spielen. Jetzt wurden über 200 Züge mit atemberaubender Geschwindigkeit gespielt. Wie üblich ein 0-0 Ergebnis.
Beide Spieler also, Rogoff und Hübner, wurden offenbar genullt, weil sie den Turnierregeln mit ihrem Verhalten (200 schnelle Züge!) keinen Respekt erwiesen.
Wir fragen: Wahr oder Legende – stimmt diese Geschichte, oder ist sie einfach nur sehr schön ausgedacht? Einschätzungen bitte kostenfrei unten im Kommentarbereich. Wir lösen auf in 113 Jahren, sobald das nächste N.T.B.C.M. erschienen ist!
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Könnte man gerne mal wieder ins Programm aufnehmen – Schach der Großmeister (hier aus dem Jahr 2002)
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