Meister aus heiterem Himmel

Zeichen und Wunder, Schall und Rauch – ich habe die Landesmeisterschaft gewonnen und bin Bremer Meister 2025!

Nachdem wir Bremer Olafs ja die 5%-Hürde genommen und in Fraktionsstärke in den Turniersaal eingezogen waren, liefen schon die ersten Runden für mich als Individual-Olaf unerwartet gut.

Wie berichtet, gewann ich gegen alle Gegner mit einem „o“ im Namen, von Hayo Hoffer bis Axel Buhrdorf über Thorsten Timm bis hin zu Olaf Giel in der 4.Runde, der mir in der jüngeren bremischen Vergangenheit mit seinem Torre-Angriff oft das Leben schwer gemacht hatte. Diesmal aber lief es besser!

Mit einem Mehrbauern für mich gingen wir bald ins Endspiel und ich stand super, übersah dann aber eine mächtige Gegenspiel-Idee und musste in Zeitnot die Züge wiederholen. Dreifache Stellungswiederholung im 40.Zug und das ist dann also … Remis!?


Remis?

Nein, kein Remis – denn obwohl Olaf zu Recht zwar reklamierte, war seine Reklamation formal leider nicht korrekt. Daher, Freunde, wer von Euch kennt die Regel – wie reklamiert man bei dreimal gleicher Stellung das Remis?

Den genauen Wortlaut der Regel notiert bitte hier: _______________________________________________________________________________________________________________________

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Tatsächlich muss man erst seinen geplanten Zug notieren, dann die Uhr anhalten, dann den Schiri rufen.
Olaf machte aber erst seinen Zug, hielt dann die Uhr an und holte den Schiri – falsche Reihenfolge …

Schiri Dirk Rütemann lehnte den Antrag daher ab, die Partie wurde fortgesetzt – und ich konnte nach der somit erreichten Zeitkontrolle in Ruhe reinschauen, mich unerwartet aus (des anderen) Olafs Griff befreien und das Olaf-Duell knapp, sehr knapp gewinnen. Bitter für Olaf (den anderen!).

Und dann?

Fünfte Runde – gegen meinen versierten Werderaner Oberliga-Bruder Timur Elmali, ein Punkt! Unerwartet!

Sechste Runde – gegen das Bremer Turnierkrokodil schlechthin, Rolf Hundack von der traditionsreichen Bremer SG – ein weiterer Punkt! Und einmal mehr unerwartet!


Runde 6, mit Dank an Chessbase für eine schöne Partienoptik


Dynamik im Mahndorfer Turniersaal (rechts im Vordergrund: Rolf Hundack)

Nun lag ich vor der Schlussrunde mit einem Punkt vor allen anderen. Und weil André Büscher (Werder) in der letzten Partie mit einem Unentschieden ebenso schnell einverstanden und zufrieden war wie ich, konnte ich das Turnier gewinnen und bin Bremer Landesmeister 2025!


Team Werdertigers nach der 7.Runde

Ihr Leute, das kam wirklich alles vollkommen aus heiterem Himmel.

Vor dem Turnier hatte ich hier ja geschrieben: Bin eher mau vorbereitet und noch mauer eingespielt, aber das sage ich natürlich niemandem. Oder ist es nur ein schlauer Blöff?

Tatsächlich war es gar kein Blöff. Aber perfekt gelaufen ist es trotzdem – wer weiß warum, die Wege des Herrn sind ja nach wie vor (und das ist auch besser so) unergründlich. Fühlt man sich vor dem Turnier wohl, läuft es daneben. Fühlt man sich wackelig, wird es plötzlich rund? Schräg, schräg.

Noch eine Woche vor der Bremer wurde ich im Werder Monatsblitz böse von der versammelten Werderjugend und anderen robusten Blitzhänden gerupft.

Und in der Liga zuvor, ein sehr früher Einbruch (ohne Kaffee!) in Oldenburg, eine offenbar willenlose Niederlage in Lehrte und eine bedenkliche widerstandslose Kollision mit GM Ivan Zaja, dem sympathischen kroatischen GM in Kirchweyher Diensten.
Wie sollte all das auch ein Omen für eine erfolgreiche Landesmeisterschaft sein?


Schach ist ein Spiel der Überraschungen

Warum aber lief es dann so überraschend gut?

Zum Einen, natürlich, etwas (Stellungs-) Glück ist ja immer mit dabei. Immer. Siehe die Partie gegen Olaf Giel, wo mein Bauernopfer am Ende tatsächlich so wie geplant funktionierte, oder das jähe Txa2 gegen Rolf Hundack.

Und es macht eine Welt von Unterschied, ob ich während der Partie viel (das ist gut) oder nicht so viel (eher schlecht!) am Brett sitze und überlege.
Gerne gehe ich ja mal reichlich umher und/oder hole frischen Kaffee. Doch mit einem Fokus erheblich mehr auf die Partie und dem Sitzenbleiben am Brett wie jetzt in Mahndorf, das machte einen riesigen Unterschied – so mein Gefühl. Darum: Sitz!

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Herbert in Aktion: „Und wenn der einmal sitzt, dann sitzt der“

Oder lag es daran, dass ich jeden Tag mit dem Rad bis in den äußersten rechten unteren Zipfel unseres Bundeslandes Bremen gefahren bin und des Nachts dann gleich wieder zurück?

An sechs Turniertagen wurden es somit 120 km für An-und Abreise an der frischen Luft. Fast schon wie 2018, auf meiner Radreise von Freiburg zum Turnier nach Metz – auch dort gewann ich dann viele Partien!


Rad-Road to Mahndorf. Aber sieht es nicht beinahe aus wie in den Niederlanden?


Was Fahrräder können. Und Autos nicht.

Oder waren es …. ein paar Urlaubstage vor dem Turnier, unterwegs im Grünen und ohne Arbeit, Schule, vielleicht hat das den Kopf gelockert und das Denken. Wer weiß.

Aber dass daraus gleich 6,5 Punkte aus 7 Partien werden? Doll.

Nun wird gefeiert! Heute mit Kuchen und Kaffee, morgen mit Eierlikör (Bio!), auch wenn der nicht streng vegan ist, sorry, Umumba, und sorry auch, Ihr Hühner.

Und weil die Bremer Bildungsbehörde absolut schachsportfreundlich ist und mich kurzfristig freistellt, wenn ich meinen Klassen ausgiebig Unterricht für das Eigenstudium dalasse – daher kann ich als Bremer Vertreter bei der Deutschen Meisterschaft dabei sein, als Coast FM beim Kandidatenturnier in München.

In wenigen Tagen schon springe ich in den Zug, unglaublich. Nach Binz 1994 und Verden 2014 ist es meine dritte Teilnahme. Ich freue mich sehr!


Von der grün-weißen Küste auf ins blau-weiße Bayern

Nur sollte ich noch üben, üben, üben … sonst werde ich da einfach so vernascht?
Da kennt die große Familie der SchachspielerInnen ja nun mal gar keine Verwandten, vor allem nicht auf so einer Deutschen.

Und am Ende bin ich unter all den beinharten Kandidaten vielleicht sogar der einzige Olaf. Das macht es wirklich nicht leichter, lieber Deutscher Schachbund, so ganz allein!
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Lars Milde hat mich für die Werder-Homepage zu den Bremer Meisterschaften und den einzelnen Runden interviewt. Wenn Ihr mal reinschauen möchtet!

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Und immer im Ohr: Die wunderwunderwundervollen Tindersticks

Die Deutschen Meisterschaften in München (Webseite des DSB)

Werderaner zu Gast bei der Deutschen (Werder.de)

Olaf Steffens

FIDE-Meister seit 1997, seit 2007 Spieler für Werder Bremen in der Zweiten Bundesliga, Oberliga und Landesliga. Größte Erfolge: Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, Bremer Pokalsieger 2013! Größte Misserfolge: Werd´ ich hier lieber nicht sagen! Diplom-Handelslehrer, ich unterrichte an einer Bremer Berufsschule Englisch, Buchführung und Wirtschaft. Lest weiter hier: https://veganeschachkatzen.de/ueber-mich/

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