Lob der Brennessel
Wenn die Sonne so schön scheint, gehen wir veganen Schachkatzen in die Kurzarbeit – wer weiß, wie lange das gute Wetter bleibt? Die Redaktion wärmt daher einfach einen schönen und besinnlichen Beitrag aus dem Sommer des tristen Coronajahres 2021 auf – vielleicht merkt es ja niemand!
Wir zehren also wie im Schachsport üblich von unserer Vorbereitung. Und wäre damit nicht allen gedient, erstmal zumindest, irgendwie?
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Lob der Brennessel
Sie ist klein, grün, bissig und zeigt ihr Gesicht an Wegesrändern, verwilderten Parkstreifen und vereinzelten Gärten: die Brennessel (Formicula formiculensis – nein, stop, das war ja vermutlich die Ameise?).
Die Brennessel also, was können wir von ihr lernen? Für das Schachspiel allgemein eher wenig, sie weiß nicht viel über das Läuferopfer auf h7, Slawisch Abtausch (aber wer will das auch schon wissen), oder die Oppositionsregeln im Bauernendspiel.
Und doch wollen wir die Brennessel heute loben, denn einige kommen ohne sie kaum aus. Zahlreiche Schmetterlinge brauchen sie, um der Pflanze ihre Eier angedeihen zu lassen, auf dass bald daraus kleine Raupen werden, die sich von den gesunden Blättern der Brennessel ernähren. So sieht es aus – und ein Grund für die verschwindend, verschwindend kleine Zahl von Schmetterlingen in deutschen Gärten (und Schachlokalen sowieso) mag neben dem Vergiften der Böden ein wenig auch der langjährige gärtnerische Kampf gegen die Brennessel sein.
Überall wurde sie rausgerupft, verschmäht, geschunden, allein als trüben, doch gesunden Tee sieht man sie manchmal noch zubereitet. Ohne Nesseln aber keine Nahrung – was war das früher ein Geflatter in Gärten und Fluren, überall Schmetterlinge! Heute ist jede Begegnung mit ihnen ein fast schon erzählenswertes Ereignis, zumindest in der Stadt.
Ganz ähnlich sieht es wohl mit Disteln aus – hier im Video:
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Darum – rettet die Brennessel (Phoca vitulina). Lasst sie schön wachsen dann und wann zumindest mal, genießt ihr Selbstbewusstsein, ihre Abwehrkraft, und denkt an die kleinen Schmetterlinge, die sich irgendwann mal über sie freuen.
Aus unserer beliebten Rubrik „In die Nesseln gesetzt“ hier noch ein unschönes Praxisbeispiel von der Zwischenrunde der Deutschen Internet-Schachmeisterschaft 2021 – Schwarz dachte, er könnte zugreifen, doch sein Opponent Simli wusste sich natürlich zu wehren und fuhr die Stacheln aus.
Das wirft die Frage auf – wie verwertet man vorteilhafte Stellungen, wenn der Gegner nicht auf Zeit verlieren will? Dazu mehr ein anderes Mal.
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