Eier, wir brauchen Eier: Das Open in der ernährungsschachlichen Analyse
Ist es der entspannte Schlaf, das gute Essen, oder der wenige Wein, der Einfluss auf unsere Ergebnisse am Schachbrett hat?
In der Jungschachzeit befragten die prähistorische TurnierspielerInnen dazu ihre Schamanen, die alten Griechen pilgerten zum Orakel nach Bad Homburg, und heute haut man diesbezügliche Fragen einfach mal so raus an ChatGPT, die künstlerische Intelligenz.
Für diesen spannenden Feldversuch stellte ich mich damals uneigennützig zur Verfügung und verbrachte im Sommer 2019 meine Tage auf fast identische, gleichwohl angenehme Art und Weise – um durch empirische Datenerhebung die Fragestellung wissenschaftlich zu analysieren.
Gerne bin ich bereit, die resultierenden Erkenntnisse mit den geneigten LeserInnen an dieser Stelle zu teilen.
Stets selbstlos der Wissenschaft verpflichtet: FM Olaf Steffens (kurz vor dem Frisörbesuch)
Unsere Forschungsstätte, der Festsaal in Schwarzach
Datenbasis
Runde 1, 13.Juli 2019, Sonnabend
– Abendrunde um 19 Uhr
– kein Frühstücksei
– Gepäck den Berg hinaufgeschleppt (Anreisetag)
– im Wirtshaus Nudeln mit Käse vor der Partie – so machte es auch Boris Becker immer in Wimbledon
Folge: umkämpfter Sieg gegen Anton Neubauer aus Österreich (Graz)
Runde 2, 14.Juli 2019, Sonntag
– Frührunde um 10 Uhr
– weiches Frühstücksei in der Pension
– kein Blick vom Balkon auf die Berge und
– keine warme Mahlzeit vor der Partie
– nach der Partie großer Salatteller im Hotel Zur Post (Schwarzach)
Folge: SEHR glücklicher Sieg gegen die Schachlegende Großmeister HaJo Hecht (!)
Leider kann ich nicht viel anderes als g2-g4 zu spielen: Steffens – GM Hecht
Runde 3, 15.Juli 2019, Montag
– Abendrunde um 18 Uhr
– hartes Frühstücksei
– Tag auf dem Balkon verbracht (Bergblick)
– im Wirtshaus Nudeln mit Käse vor der Runde
Folge: relativ klare Schwarz-Niederlage gegen GM Palac (Kroatien)
Nichts zu holen für Schwarz
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Ernährung beim Schach? Am besten pestizidfrei. In der Europäischen Union jedoch werden Glyphosat und andere Hardcore-Pestizide wohl weiterhin für Jahre erlaubt sein. Schlecht! für unsere Insekten, die das Extremgift ebenso abbekommen wie die Schädlinge, für die es ja eigentlich gedacht ist.
Mehr dazu kurz hier:
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Glyphosat, schlecht für die Tiere, schleeeeecht auch für uns alle, absolut nicht nachhaltig. Will und muss man in diesem Extrem auf den Feldern nicht haben.
Kann man Landwirtschaft ohne Glyphosat unterstützen? Ja! Auf zum nächsten Biomarkt und mit Eurem Einkauf der Natur ein bisschen helfen. Kostet etwas mehr. Aber wann denn sonst, wenn nicht jetzt.
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Runde 4, 16.Juli 2019, Dienstag
– Abendrunde um 18 Uhr
– wiederum hartes Frühstücksei
– Tag auf dem Balkon verbracht (Bergblick)
– im Wirtshaus Nudeln mit Käse vor der Runde
Folge: sehr maue Weiß-Niederlage gegen GM Zelcic (Kroatien)
Runde 5, 17.Juli 2019, Mittwoch
– Abendrunde um 18 Uhr
– weiches Frühstücksei
– Tag nur zu einem Teil auf dem Balkon verbracht, Besuch im Naturschwimmbad St. Veit (ohne Chlor)
– Pizza Margherita auf dem Rasen des Freibades
Folge: umkämpftes und glückliches Schwarz-Remis gegen Ralf Hein (Hamburg!)
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Offenbar Remis …!
Auswertung:
Das umfangreiche Datenmaterial der ersten 5 Runden gewährte uns erste intuitive Einblicke in die dem Schachturnier Schwarzach St. Veit unterlegten Quellcode:
1) Erfolgreicher spielt es sich hier offenbar ohne ein hartgekochtes Frühstücks-Ei (Niederlage in Runde 3 und 4).
Fünf-Minuten-Eier (Runde 2 und 5) dagegen schonen nicht nur die Umwelt und das Klima ob des geringeren Energiebedarfs bei der Vorbereitung. Sie scheinen auch turniertechnisch erheblich aussichtsreicher zu sein (1,5 Punkte aus 2 Partien).
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Von Olli Kahn lernen heißt Siegen lernen
2) eine warme Mahlzeit zählt sicher zu den turniererfolgsbegünstigenden Faktoren. In Schwarzach St.Veit hat sich dies bestätigt. Mit einer im Freibad genossenen Pizza (Runde 5) konnte zumindest der Partieverlust abgewendet werden, was sich von Nudeln mit Käse bedauerlicherweise nicht behaupten lässt.
Die besten Aussichten für einen vollen Punkt deuten sich an bei einem allerdings erst nach der Partie genossenen großen Salatteller (Runde 2).
3) lange und mit Ausdauer auf dem Balkon verbrachte Tage (Runde 3 und 4) gewähren dem schachspielenden Organismus vermutlich nur in geringem Maße Unterstützung vor einer langen Turnierpartie.
Selbst ein schöner Bergblick bietet in dieser Hinsicht offenkundig keine verbesserten Perspektiven.
Sehr schön, aber ergebnistechnisch ohne Belang
Verdichten wir jedoch unsere erfassten Daten, sieht das empirische Bild nicht mehr ganz eindeutig aus:
– Die vor Runde 1 genossenen Wirtshaus-Käsenudeln führten zwar zu einer Gewinnpartie, doch – sehr rätselhaft – das gleiche Essen in Runde 3 und 4 brachte mit zwei Niederlagen keinerlei Fortschritt (bzw sogar Rückschritte) im Turniertableau.
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– die Uhrzeit des Rundenbeginns (4 mal spät, einmal früh) lässt bislang keine näheren Schlussfolgerungen zu – außer, dass es schön ist, den ganzen Tag vorher frei gestalten zu können
– Je weiter weg der Anreiseort der Gegner, desto schwerer ist es augenscheinlich zu Punkten zu kommen. Gegen zwei kroatische Gegner (Runde 3 und 4) ebenso wie gegen einen Hamburger Jung‘ (Runde 5) folgten nur recht magere 0,5 Punkte, und selbst die waren eher noch glücklich.
Bei Gegnern aus dem österreichen Einzugsgebiet (Graz in Runde 1, Raum München in Runde 2) sind die Erfolgsaussichten offenkundig besser. Die Einfluss der Anreisedistanz auf den Partieausgang erscheint in hohem Maße signifikant.
Wechselwirkungen zwischen den benannten Einflussfaktoren müssen natürlich berücksichtigt werden müssen. So wird beispielsweise die Erfolgswirkung eines weichen Frühstücks- Eis aufgehoben (Runde 5), wenn der Gegner von weither anreiste (Runde 5, Ralf Hein aus Hamburg). Das Ergebnis hier war fast folgerichtig ein Remis.
Warnen müssen wir, dringend, vor der Kombination eines harten Frühstückseis mit einem Tag auf dem Balkon, Käsenudeln und kroatischen Gegnern mit langer Anreise (Runde 3 und 4)! Hiermit ist eindeutig schon vor Partiebeginn der Keim einer deutlichen Niederlage gelegt.
Ausblick auf die anstehende Runde 6
Nun denn! Was nützen die schönsten Forschungsergebnisse und aufwendig gestalteten Studien, wenn sie nicht auch in der Lebenswirklichkeit des Turnierteilnehmers zu Verbesserungen führen?
Wir versuchen daher, den Ausgang der 6.Runde zu prognostizieren für die Partie Steffens – Dr. Franz Riemelmoser (Österreich).
Zugrunde legen wir die vorliegenden Rahmendaten:
– Abendrunde um 18 Uhr: bislang kein Einfluss auf das Turnierergebnis vorhersagbar
– hartes Frühstücksei: ja, unglücklichweise aß ich ein hartes Frühstücksei heute, doch nun ist es zu spät, dies noch zu ändern. Die Studie war leider noch nicht publiziert, als ich zum Frühstück ging.
– Tag auf dem Balkon: heute nicht, ich bin gewarnt! Stattdessen eine kühne und seit langem vorbereitete Alpenwanderung von St.Veit nach Goldegg („Golden Eye“) – mit ungewissen Einfluss auf das Turnierresultat
– Essen: von nun an besser Pizza als Käsenudeln, soviel steht fest! Oder ein nachträglicher Salatteller im Anschluss an die Partie – doch die meisten Gasthöfe haben so spät am Abend ja schon geschlossen.
– österreichischer Gegner mit kurzer Anfahrt: nach allen bisherigen findings ist das günstig für die Aussicht auf zumindest einen halben Punkt.
Prognose: bis auf das Ei spricht gemäß unserem Modell nichts oder zumindest wenig gegen einen erfolgreichen Turnierabend.
Heute nacht werden wir mehr wissen ….
***
Nachtrag: Das wurde leider nichts. Gegen meinen Gegner in der 6.Runde, Dr. Franz Riemelmoser, ging ich trotz Abendrunde, Frühstücksei und keinem Tag auf dem Balkon ohne jede Chance unter.
Stattdessen ließ ich mir vorher noch alles Haar vom Haupte scheren und spielte, unsicher über das Ergebnis der frisörmeisterlichen Bemühungen, mit Mütze.
Hat dieser spontane Frisörbesuch somit – möglicherweise – den gesamten fein arrangierten Versuchsaufbau kompromittiert?
Ist halt nicht so einfach mit der Wissenschaft.
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Dieser Artikel erschien zuerst als Schwarzach St.Veit Open – entschlüsselt 2019 auf www.schach-welt.de.
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Fortgesetzt wurden unsere ernährungsschachlichen Anstrengungen nach jahrelanger Pause jüngst beim hübschen Open im englischen Torquay..Dort spielte man einige Runden langohne Kaffee am Brett, um zu ermessen, ob das Schachspielen unter diesen Bedingungen überhaupt möglich ist. Welche Folgen hatte das?
Die Studie wird – Finanzierung und Mittel vorausgesetzt – auf alle Fälle weitergeführt! (Spenden dafür bitte an die Vegane Schachkatzenredaktion – yam, yam. Danke!)
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